Jedes Jahr erhalten tausende ÖsterreicherInnen von ihrem Hausarzt zur exakten Abklärung eine Überweisung zum Lungenfacharzt. Zur spezifischen Untersuchung dort gehört auch eine Lungenfunktionsmessung. Wie diese Untersuchung aussieht und was sie aussagt erklärt uns Christine, MTF in einer Lungenfachpraxis.
Christine, Sie sind seit knapp 18 Jahren Medizinisch-Technische-Fachkraft in einer Lungenfachpraxis. Wie viele Lungenfunktionen haben Sie bereits durchgeführt?
Viele. Ich glaube durchschnittlich sind es am Tag ca. 20 Lungenfunktions-Tests. Auf die Jahre gerechnet komme ich dann sicher auf über 50.000 Messungen.
Was genau wird gemessen?
Die LuFu (kurz für Lungenfunktion) misst die physiologische Funktion der Lunge beim Gasaustausch. Sprich: Wie viel Lungen-Leistung ein Patient zum aktuellen Zeitpunkt hat. Es wird also gemessen wie viel Sauerstoff beim Einatmen aufgenommen, und wie viel Kohlendioxid beim Ausatmen abgegeben werden kann, sowie Atemvolumen/fluss und Atemwegswiderstand/Resistance.
Man unterscheidet bei der Lungenfunktion zwischen Spirometrie und Bodyplethysmographie. Was sind die Unterschiede?
Die Spirometrie bezeichnen wir auch als „kleine LuFu“. Sie wird häufig auch beim Hausarzt durchgeführt und gibt Auskunft über den Luftstrom bei normaler Atmung bzw. maximale Aus- oder Einatmung.
Bei der großen LuFu – der Bodyplethysmographie – können spezifischere Daten gewonnen werden. Die Messung ist etwas aufwändiger, da der Patient in eine luftdichte Kabine sitzen muss. Die Kabine ist meist aus Plexiglas, und hat innen stets den gleichen Luftdruck und Luftfeuchtigkeit. So kann z.B. auch das Atemzugsvolumen, das inspiratorisches Reservevolumen sowie inspiratorische und exspiratorische Volumenfluss-Kapazität gemessen werden.
Wie läuft eine große Lungenfunktion ab?
Zuerst werden die Patientendaten wie Alter, Größe, Gewicht und Geschlecht erhoben. Der Patient nimmt in der Kabine Platz, er bekommt ein Mundstück und eine Nasenklemme, damit die Mundatmung gewährleistet ist. Der Patient bekommt noch eine kurze mündliche Anweisung zum Ablauf der Messung, wie z.B. im eigenen Atemrhythmus atmen, kurz gegenatmen, Atem anhalten, tief einatmen und fest und lange ausatmen. Diese Manöver werden auf den Computer übertragen und mit den persönlichen Daten abgeglichen und ausgewertet. Der Patient kann seine Atemmanöver auf dem Bildschirm jederzeit mit verfolgen. Anschließend werden die erhobenen Werte vom Pulmologen mit dem Patienten besprochen.
Wie lange dauert die Untersuchung?
Die Untersuchung dauert knapp 2-3 Minuten und ist eigentlich unkompliziert.
Ist die Messung der Lungenfunktion unangenehm?
Nein. Gar nicht. Nur bei der Resistance-Messung wird man kurz beim Ein- bzw. Ausatmen durch einen Widerstand gehindert, das ist für manche kurz unangenehm.
Klaustrophobiker oder sehr ängstliche Patienten haben manchmal Bedenken vor der kleinen Kabine. Weil die Untersuchung ja nur 2-3 Minuten dauert, und die Patienten sich auf Ihre Atmung konzentrieren sollen ist eine Messung aber meist gut möglich.
Was sagt die Messung aus?
Je nach erhobener Lungenfunktionsparameter können verschiedene Krankheitsbilder in Frage kommen. Z.B. bei obstruktiver Funktionsstörung (Atemwegswiderstand ist erhöht) kann das ein Hinweis auf eine mögliche Erkrankung wie Asthma, COPD, oder eine chronische Bronchitis sein. Bei restriktiver Funktionsstörung (Lungenkapazität ist vermindert) können Krankheiten wie Lungenfibrose oder Verlust von Lungengewebe , Emphysem, etc. möglich sein.
Wann sollte ich eine Lungenfunktionsmessung machen?
Manche Patienten kommen von selbst, um ihre Lungenfunktion zu testen. Viele leiden z.B. unter Kurzatmigkeit und wollen eine Abklärung. Andere werden vom Hausarzt zu uns verwiesen. Die LuFu gehört dabei zum Standard-Untersuchungsprogramm beim Pneumologen. Dazu gehört natürlich auch eine gründliche Anamnese, sowie Blutgase, ein Röntgen, ev. eine Ergo-Spiro (Belastungstest) und weitere Untersuchungen.
Wie oft sollte man eine LuFu machen?
Eine klare Anweisung wie bspw. bei der Brustkrebsvorsorge gibt es nicht.
Wann sollte man zum Lungenfacharzt gehen und nach einer LuFu fragen?
Wenn man sich gesund fühlt ist eine Überprüfung eigentlich nicht nötig. Unsere Patienten haben alle früher oder später eine Kurzatmigkeit festgestellt, oder hatten einen Infekt und dadurch anhaltenden Husten mit und ohne Auswurf. Weitere sind es starke Raucher, die daher ihre Lunge überprüfen lassen wollen.
Autor: Lukas Winter
Bilder: Pixabay | ZVG
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