Mit dem Frühling kommt auch die Pollensaison und Allergiker spüren dies besonders stark. Univ.-Prof. Dr. Fatima Ferreira-Briza spricht über den sogenannten „Heuschnupfen“ und wie die Zukunft für Pollenallergiker aussieht.
Frau Dr. Ferreira-Briza, wie hat sich die Zahl der Allergiker in den letzten Jahren geändert?
Laut WAO leiden bereits 22% der Weltbevölkerung an „Heuschnupfen“, Tendenz steigend. Auch im deutschsprachigen Raum nimmt die Zahl der Allergiker stetig zu. Eine erst kürzlich veröffentlichten österreichischen Studie zeigte, dass 41.7% der Probanden (Schüler aus Salzburg, 12-21 Jahre alt) sensibilisiert auf verschiedene Pollen-Allergene sind. So eine Sensibilisierung legt den Grundstein für eine Allergieerkrankung.
Mittlerweile kann belegt werden, dass Risikofaktoren wie Luftverschmutzung und Klimawandel Allergien fördern. Laut Prognosen soll sich z.B. die Sensibilisierungsrate auf Pollen des hoch-allergenen Beifußblättrigen Traubenkrauts innerhalb der nächsten 20 Jahre verdoppeln.
Wie reagiere ich als Betroffener am besten auf die Diagnose „Pollenallergie“?
Betroffene leiden unter Symptomen wie Heuschnupfen, Augenentzündungen bis hin zu Asthma, was eine erhebliche Verminderung der Lebensqualität darstellt. Zudem sollte beachtet werden, ob die Patienten auch unter einer Pollen-assozierten Nahrungsmittelallergie leiden und daher auf gewisse Früchte oder Nüsse reagieren. Deshalb sind eine genaue Diagnose und die Bestimmung der beteiligten Allergene unabdingbar. Die meisten verfügbaren Medikamente behandeln nur die Symptome aber nicht die Krankheitsursache. Die einzige wirksame Behandlung, die langfristige Heilung verspricht, ist die Allergen-spezifische Immuntherapie.
Wann ist die Pollensaison am stärksten?
Im deutschsprachigen Raum reagiert man hauptsächlich auf Birken- (Saison: Frühling) und Gräserpollen (Frühsommer/Sommer) allergisch. Die Zahl allergischer Patienten, die auf Unkräuter reagieren (Spätsommer/Herbst), ist derzeit noch überschaubar, aber am Vormarsch. Hierzu kann man sich gut am Pollenwarndienst orientieren.
Was für Möglichkeiten gibt es für Allergiker sich gegen die Pollen zu wappnen?
Im Gegensatz zu Tierhaarallergien, die man einigermaßen in den Griff bekommt, indem man die allergenen Stoffe bzw. die Tiere meidet, kann man Pollen nicht so einfach entkommen. Richtig therapieren lassen sich Allergien ohne Medikamente nicht.
Hingegen kann man sehr wohl Maßnahmen zur Allergie-Prophylaxe treffen, z.B. Risikofaktoren wie Ernährung und Rauchen spielen eine signifikante Rolle in der Entstehung von Allergien. Interessanterweise, Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, leiden generell seltener unter Allergien.
Und wie sehen die Fortschritte in der Therapie für Pollenallergiker aus?
Im Zuge der sogenannten „component resolved diagnosis“ können Patienten auf einzelne Allergene getestet werden und die Therapie darauf abgestimmt werden. Solch Patienten-spezifischer Ansatz soll die Therapie um einiges effizienter machen.
Auch die Allergen-spezifische Immuntherapie wurde in den letzten 10 Jahren revolutioniert. Unter anderem ist unsere Forschungsgruppe beteiligt an dem EU-Projekt „BM4SIT – Innovations for Allergy“ (www.BM4SIT.eu). Dabei soll ein neuartiger Birkenpollenallergie-Impfstoff benutzt werden, um die Therapie sicherer, effektiver und behandlungsfreundlicher zu gestalten, d.h. weniger Injektionen und schneller-induzierte Toleranz gegen das Allergen.
Autoren: Aglas Lorenz; Dr. Fatima Ferreira
Bilder: Pexels | Scheinast | Nicola Hüsing
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